Hans Karuga SW

Hans Karuga ist ein Produktdesigner mit eigenem Atelier in Weßling bei München. Neben einer Vorliebe für Tische, fasziniert ihn besonders das Leuchtendesign. Seine Produkte zeichnen sich durch eine klare Formsprache, technische Raffinesse und multifunktionale Lichtlösungen für spezielle Situationen aus. Im Interview mit serien.lighting spricht er über seine Design-Philosophie, Traumprojekte und die Zukunft des Lichtdesigns. Mehr über seine Arbeit erfahren sie auf seiner Homepage, zur Leuchte TWIN geht es hier.

Du hast zunächst eine Ausbildung zum Zahntechniker gemacht. Wie bist du von dort zum Produktdesign gekommen?

HK: Den Studiengang Produktdesign habe ich an der Fachhochschule München zum ersten Mal kennengelernt und auch gleich gewusst, das ist genau das richtige für mich. Allerdings habe ich den Einsendeschluss der Bewerbungsmappen verpasst. Da ich trotzdem etwas Handwerkliches machen wollte, habe ich die Lehre zum Zahntechniker begonnen. Ein tolles Handwerk, aber da man so einseitig auf Zähne fokussiert ist, kriegt man nichts von der Welt mit.

Hat dir der mechanisch-technische Aspekt der Zahntechnik später beim Produktdesign geholfen?

HK: Ich habe bestimmt etwas mitgenommen, aber ich sehe die Zahntechnik eher als Stolperstein auf dem Weg zum Produktdesign an. Wobei sie mich während dem Design-Studium finanziell über Wasser gehalten hat, da ich abends zusätzlich im Labor gearbeitet habe.

Kannst du dich an deinen ersten Leuchtenentwurf erinnern?

HK: Ja, der war für das Puppenhaus meiner Schwester. Ich habe ein Leuchte aus Papier entworfen, die mit Hilfe einer Modelleisenbahn-Glühbirne auch tatsächlich funktioniert hat. Ich habe das Puppenhaus auch mit Treppen und Möbeln ausgestattet. Mir ist erst später klar geworden, dass mir schon als Kind genau das Spaß gemacht hat, was heute mein Beruf ist. Als ich angefangen habe zu Studieren, ist mir das Puppenhaus wieder eingefallen.

Was reizt dich besonders an Leuchten und was ist der Unterschied zum Möbeldesign?

HK: Zum Leuchtendesign bin ich eher zufällig über den Umweg meiner Diplomarbeit gekommen: Ich habe ein spezielles Dental-Mikroskop entworfen, da ich als Zahntechniker mit meinem immer unzufrieden war. Über das Unternehmen, das den Entwurf entwickelte, bin ich zum Thema Arbeitsleuchten gekommen. Dabei steht natürlich die Lichtqualität im Vordergrund. Ich finde, dass die meisten Leute im Umgang mit Licht sehr unsensibel sind und die Wirkung von guten Licht kaum richtig einschätzen können.

Hast du beim Entwerfen bereits eine konkrete Licht-Situation im Kopf?

HK: Die Anforderung an das Licht in einer bestimmten Funktion ist sicherlich ausschlaggebend. Hinzu kommen noch die technischen Voraussetzungen des Leuchtmittels, damals Halogen oder Leuchtstoff, heute vor allem LED. Natürlich muss die Leuchte am Ende auch mechanisch solide aufgebaut sein – all diese Faktoren beeinflussen sich gegenseitig und bestimmen letztendlich auch die Formgebung.

Inwiefern beeinflussen neue Technologien das Leuchtendesign?

HK: Man sieht bereits heute, dass sich kaum noch ein Hersteller traut, Halogenleuchten neu zu präsentieren, obwohl es eigentlich ein tolles Leuchtmittel ist. LED ist sehr interessant, da es in gewisser Weise die Herangehensweise im Leuchtendesign revolutioniert. Trotzdem bleiben Fakten, die man nicht ignorieren kann: Nämlich dass bei LEDs eine riesige Leuchtdichte auf einen winzigen Punkt komprimiert wird, die durch einen Leuchtschirm oder Abblendung gemildert werden muss. Damit sind wir fast wieder bei typischen Leuchten-Konfigurationen der Vergangenheit. Will man Experimentieren und Neues ausprobieren, so bleibt immer eine Unsicherheit, da man nicht weiß, wie sich die LED-Technik weiterentwickeln wird. Sowohl Kunden, aber auch Hersteller wissen oft zuwenig über Merkmale verschiedener Leuchtenmittel wie Lumen, Farbtemperatur oder Farbwiedergabe (Ra).

Was war deine Idee oder Inspiration für die Leuchte Twin? 

HK: Ein X – eine Schere – als ausdrucksstarke Gestänge-Verbindung von zwei Reflektoren war der Ausgangspunkt. Ich wollte eine Leuchte für große Tische entwerfen. Das X-Gestänge sollte zuerst nicht verstellbar sein. Die Kabel sollten durch das Gestell zum Baldachin führen. Ich hatte dazu ein kleines Modell gebaut. Das X aus zwei Hölzchen war mit einer Nadel verbunden. Diese improvisierte Verbindung hat natürlich nicht fest zusammengehalten und sich bewegt. So bin ich nach einigem Hin und Her auf das Twin-Prinzip gekommen.

An welchen Projekten arbeitest du momentan?

HK: Ich arbeite an der Neu-Beleuchtung eines Tai Chi Raums. Er ist groß, recht niedrig, lang und schmal. Derzeit ist eine wenig effiziente Spot-Beleuchtung installiert, die stark blendet. Ich werde nur LEDs verwenden und den Raum eher indirekt beleuchten. Außerdem entwickle ich gerade eine kleine, lichtstarke, mobile Batterie-Leuchte für lichtintensive Arbeiten, auch für sehbehinderte Menschen. Neben den Leuchten sind Tische momentan ein Thema, das mich begeistert.

Hast du einen Traum-Entwurf, den du bisher noch nicht realisieren konntest? 

HK: Leider gibt es da nicht nur einen Traumentwurf sondern mehrere. Zwei Leuchtenentwürfe, die ich verwirklichen möchte, brauchen noch etwas Zuwendung. Ich bin noch nicht zufrieden und arbeite ab und zu daran weiter. Außerdem gibt es einen Tischentwurf, der mich nicht loslässt und den ich schon seit Jahren immer wieder umarbeite. Manchmal tut es solchen Entwürfen gut, wenn sie etwas liegen und man Abstand dazu bekommt.

Vielen Dank für das Gespräch!

 

Interview von Ella Lu Wolf, 30. Januar 2014

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